Deutsche Baumwolljeans mit aussergewöhnlicher Haptik und Optik

Sechs Fragen an Guido Wetzels von Blaumann-Jeanshosen:

Grüß dich Guido, erzähl uns bitte mehr über Blaumann!

Wir produzieren klassische 100% Baumwolljeans in Deutschland mit Denimstoff, der auf alten historischen Schiffchenwebstühlen gewebt wird. Das Kennzeichen hierfür ist die Selvage-Kante an den Außennähten der Hosenbeine. Die Hosen sind roh und ungewaschen, für viele Kunden erstmal ungewohnt in der Haptik und Optik. Aber Jeans nutzen sich von ganz alleine ab, und benötigen keine künstlichen Used-Effekte und Waschungen.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen? 

Wir arbeiten Beide seit den 1990en in der internationalen Jeansbranche, was mittlerweile Produktion in Asien, vornehmlich China und Bangladesch bedeutet.
Neben dem Hauptgeschäft war BLAUMANN die Idee das Produktionsgeschehen wieder zurück nach Deutschland zu verlegen, bzw. zu versuchen, ob dies überhaupt möglich ist. Das war 2013.
Da die komplette Jeans-Fertigung bis ca. 2000 in Deutschland abgebaut worden ist, war es sehr schwierig Produktionsmöglichkeiten zu finden. Wir bewegen uns immer noch weit entfernt von einer Industrieproduktion mit unseren beiden Konfektionären, die für uns arbeiten.

Was zeichnet euer Label aus? Worauf legt ihr am meisten wert?

Wir produzieren old-school. Das bedeutet, dass die Fertigung komplett unautomatisiert ist. Wir haben keine Taschenautomaten, keinen automatischen Zuschnitt, nichts dergleichen.
Die Verwendung hochwertigster Selvage-­Denims, verdeckte Gesäßtaschennieten, Kappnähte oder durchnummerierte Leder­etiketten sind Details, die vornehmlich Jeansexperten wichtig sind, aber im Gesamteindruck auch dem Laien vermitteln, daß es sich um ein besonderes Produkt handelt.
Da wir in Deutschland zuschneiden und konfektionieren und nur in Deutschland hergestellte Materialien verwenden – wie Garne, Knöpfe, Taschenfutter, Etiketten  (Ausnahme ist der Oberstoff, der aus Japan, aber in kleineren Mengen ebenfalls aus Deutschland kommt) – haben wir automatisch eine Nachhaltigkeit in Form kurzer Produktionswege, deutscher Löhne oberhalb des Mindestlohns und zertifizierter Materialien.
Wir sind Ökotex Standard 100 zertifiziert, d.h. alle Materialien vom Garn, über die Etiketten, bis zum Oberstoff sind schadstofffrei und damit auch unsere Produkte, die eine eigene Zertifikatsnummer besitzen.

Was inspiriert euch?

Die Vergangenheit, bzw. die Art, wie Jeans im letzten Jahrhundert gefertigt wurden, als sie noch Arbeitsbekleidung und keine Mode waren.
Unsere Hosen sind also näher an 1950, als an 2020, wobei wir natürlich bei den Passformen mit der Zeit gehen.

Welche Hürden und Herausforderungen habt ihr gemeistert?

Der Umstand überhaupt eine Marke zu etablieren ist wohl der größte Meilenstein. Wir haben das ja ohne jedes Invest oder Kredit angefangen. Die Marke trägt sich bis heute aus den Erlösen.
Der schönste Meilenstein war, als wir unseren ersten in Deutschland gewebten Selvage-Denim verarbeiten konnten. Ein Kooperationspartner in Hamminkeln (Fa. Maibom) hat für uns 2 Schiffchen-Webstühle installiert und webt exclusiv für uns Denim made in Germany. Die Mengen sind allerdings überschaubar.

Was sind die nächsten größeren Schritte?

Wir lassen gerade bei Deutschlands ältester Schuhmanufaktur Blaumann Schuhe produzieren. Eine kleine Serie, in schwerem Leder mit dicken Sohlen, zwiegenäht.

Bildnachweis: Blaumann-Jeanshosen GmbH, M. Haag Fotografie