Handgefertigte Schallplattenmotive
Sechs Fragen an Liv Denise Rippl von Meine Plattform
Gude Liv, was genau bietest du bei Meine Plattform an?
Meine Plattform ist ein ein-Frau-Startup. Hier werden per Hand Portraits und Motive aus alten nicht mehr hörbaren Schallplatten ausgefräst und zu besonderen und stylischen Upcycling-Unikaten. Mein Motto: Ich habe noch kein Motiv gesehen, das ich nicht umsetzen konnte.
Wie bist du auf die Idee gekommen?
Zum ersten Mal habe ich diese Art der Schallplattenkunst vor einigen Jahren auf einem Markt in Frankreich gesehen. Dort gab es verschiedene Star-Portraits und Fahrzeuge zur Auswahl. Sie waren maschinell gefertigt und eine Möglichkeit zur Personalisierung bestand nicht.
Wieder zu Hause, beschäftigten mich die Schallplatten immer noch. Ich wollte unbedingt wissen, wie das funktioniert. Gleichzeitig war ich auf der Suche nach einem besonderen Geburtstagsgeschenk. Das perfekte Geschenk bedeutet für mich, dass es genau zur beschenkten Person passt. Also begann ich verschiedene Techniken und Werkzeuge auszuprobieren. Letztendlich war es eine Unterhaltung auf einer Party, die die Lösung brachte, den Dremel. (Das ist ein Multitool, das man mit verschiedenen Aufsätzen für die unterschiedlichsten Arbeiten nutzen kann).
Ich begann mit ganz schlichten »Silhouetten« und Ausmalbildern als Vorlage. Ich zeichnete sie auf der Platte vor und fräste sie danach per Hand aus.
Irgendwann fand ich die Möglichkeit, jedes Bild in ein »Stencil« umzuwandeln und die Motive sehr filigran auszufräsen. (Ja, richtig gehört. Jede einzelne Schallplatte wird von mir per Hand ausgefräst.)
Noch während der Elternzeit mit meinem zweiten Kind wurde mir klar, dass ich nicht mehr in den öffentlichen Dienst zurückkehren würde. (Bis dahin habe ich als Gerichtsvollzieherin gearbeitet)
Mein Plan war so einfach wie langweilig: Ich würde mir eine 50%-Stelle in einem Büro in der Nähe suchen. Wenig Anforderung, geregelte Arbeitszeiten, viel Zeit für die Kinder und den Haushalt. Mein Mann war der erste, der sagte, dass ich unbedingt über eine Gründung nachdenken solle – er sagte ich hätte ein Talent.
Ich gab mir selbst drei Monate Zeit, um mich über Selbstständigkeit und Gründung zu informieren, ein Produkt zu entwickeln, einen Businessplan zu schreiben und einen Firmennamen zu finden. Je mehr ich mich damit beschäftigte, desto klarer wurde mir, dass es genau das ist, was ich will!
Ein großes Glück war für mich, dass eine gute Freundin von mir selbst zwei Jahre vorher ein Startup gegründet hat und mich in meiner Anfangszeit bei wirklich allem unterstützt und beraten und mir Mut gemacht hat (zu allen Tages- und Nachtzeiten).
Ich suchte nach einer Möglichkeit, die Schallplatten-Unikate perfekt in Szene zu setzen. Als Uhr gab es sie bereits. Das reichte mir aber noch nicht. Also entwarf ich aus Holzklötzchen eine Halterung für die Schallplatten in die man eine Lampenfassung installieren konnte. Nicht sehr schön, aber funktionell.
Als ich feststellte, dass es das so noch gar nicht gibt, wendete ich mich an einen befreundeten Schreiner und entwickelte mit ihm zusammen die erste Sockellampe. Seit dem ersten Prototyp wird dafür ausschließlich Rest- und Altholz verwendet und macht auch sie zu Unikaten.
Mittlerweile ist die 5. Generation Sockellampen in den Shop eingezogen und sie wird immer mehr zum Interior-Schmuckstück. Die Schallplattenlampe ist allerdings nicht die einzige Möglichkeit ein Schallplatten-Unikat in Szene zu setzen. Im Onlineshop gibt es mittlerweile verschiedene Optionen, mit denen man die Platten kombinieren kann (div. Halterungen, schwarzer quadratischer Rahmen, Uhr, Wandlampe). Zum Beispiel ist die Betonhalterung eine schöne Kombination zum schwarzen Vinyl.
Worauf legst du am meisten wert?
Am wichtigsten sind mir zufriedene Kunden. Ich versuche alle Wünsche umzusetzen. Bevor ich anfange zu fräsen, bekommt der Kunde eine Vorlage zugesendet, damit er sich das Ergebnis besser vorstellen kann. Jetzt sind noch Änderungen und Ergänzungen möglich. Die Schriftart, Schriftgröße und Positionierung ist komplett flexibel und kann angepasst werden. Wenn ich Bedenken habe, teile ich das selbstverständlich vorher mit und schlage Alternativen vor.
Sollte ein Kunde mit dem Ergebnis trotz allem mal nicht zufrieden sein, muss er das Schallplatten-Unikat nicht kaufen. Das klingt zwar nach einem verrückten Risiko für mich, durch die Vorlage die der Kunde vorher bekommt, ist das bisher aber tatsächlich noch nie passiert.
Wir arbeiten klimaneutral und haben bereits die Stellungnahme der Entrepreneurs for Future unterzeichnet.
Die Schallplatten-Unikate kommen komplett plastikfrei bei unseren Kunden an. Wir achten auf kurze Lieferketten, faire und regionale Produktion und möchten in der Zukunft klima-positiv werden.
Was inspiriert dich?
Die besten Ideen bekomme ich, wenn ich in Bewegung bin – beim Machen. Oder beim Feiern. Oder, wenn ich mich mit anderen kreativen und begeisterungsfähigen Menschen unterhalte. Auch im Urlaub habe ich oft die besten Ideen. Mit genug räumlichem Abstand sehe ich die Dinge meistens klarer.
Wenn ich neue Dinge sehe, inspiriert mich das auch oft zu neuen Produkten oder Motiven. Ich möchte einfach immer wissen, wie etwas gemacht ist und was es vielleicht noch kann.
Gibt es ein paar herausragende Meilensteine oder Herausforderungen, die du gemeistert hast?
Der erste große Meilenstein war ganz klar die Schallplattenlampe. Es macht mich immer noch sehr stolz, dass ich sie entwickelt habe und auf den Markt gebracht habe.
Die Gründung an sich war natürlich auch schon eine Herausforderung: Marketing, Branding, Social Media, die Webseite bauen, Werbung. Das alles war Neuland für mich.
Jedoch konnte ich mit Hilfe von Freunden, Familie, Seminaren, Workshops mit das alles aneignen und so wurden aus Hürden Meilensteine!
Ein weiterer Meilenstein ist, dass es mittlerweile einige Läden im Einzelhandel gibt, die ausgewählte Designs von Meine Plattform anbieten.
Gibt es kommende Projekte, von denen du schon berichten kannst?
Zurzeit arbeite ich zusammen mit einem Künstler an einer neuen Schallplattenlampe. Es ist ein ganz neuer Materialmix geplant. Wir hoffen, dass sie im November in den Onlineshop einziehen kann.
Bildnachweis: Meine Plattform, Liv Denise Rippl
Über Liv Denise Rippl:
»Die Grundidee bei Meine Plattform ist und bleibt das Upcycling und die Nachhaltigkeit. Schallplatten waren vor ein paar Jahrzehnten etwas sehr kostbares und besonderes. Sie wurden wertgeschätzt. Ich möchte ihnen wieder etwas davon zurückgeben.
Außerdem wollte ich ein einzigartiges, personalisierbares Produkt erschaffen. In Zeiten, billiger Massenware, wird es immer schwerer ein besonderes und stylisches Geschenk zu finden.«
Gründung: 2018
Sitz: Hessen