Sexy Apfelweinkultur aus dem Saarland
Sechs Fragen an Philipp Stute von PICA PICA Cider
Hey Philipp, erzähl uns mehr über euren Cider.
Wir machen unattraktiven Apfelwein wieder sexy um damit die Streuobstwiesen zu retten. Nur mit einem starken Label und einer starken Vermarktung kann man den Rückgang der Streuobstwiesen langfristig aufhalten. Dabei knüpfen wir an die fast vergessene Tradition unserer Heimat an. Mit neuen Produktionsweisen und feinstem Geschmack überführen wir die 2000 Jahre alte Apfelweinkultur des Saarlandes in die Neuzeit und sichern sie für die Zukunft. Wir sehen das Potential des Apfels, und tun alles dafür, dass Apfelwein eine echte Alternative zu Bier und Traubenwein wird.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
In der Ferne erkennst du manchmal Dinge, die in deiner näheren Umgebung fehlen. So war das auch bei uns. Auf einer Reise durch Australien und Neuseeland haben wir die Welt des Ciders lieben gelernt. Dort ist der Genuss von Bier, Wein und Cider etwa gleichbedeutend. Wir kannten bis dato Cider nur aus dem Pub und wussten so in etwa was eine Streuobstwiese ist. Zurück in der Heimat ließ uns die Idee des eigenen Durstlöschers nicht mehr los. Wir haben geforscht, ausprobiert, recherchiert und verworfen. Damals wie heute steht Wolfgang, unser preis-prämierter Keltermeister, tatkräftig zur Seite. Ganz klein haben wir in Michaels Garage die ersten Flaschen abgefüllt. Die Anlage zum Abfüllen haben wir natürlich selbst gebaut. Mit einer Abfüllgeschwindigkeit von 3 Flaschen pro Minute hat sich unser Traum verfestigt. Schon damals hat unser Cider köstlich geschmeckt. Mittlerweile lassen wir professionell abfüllen, da wir sonst die Nachfrage nicht mehr decken könnten.
Was ist das Besondere an PICA PICA?
Mittlerweile gibt es ein paar Cider, die wirklich gut sind. Kleine Manufakturen, die ihr Handwerk verstehen und aus besten Äpfeln gute Produkte herstellen. Wir von PICA PICA verarbeiten ausschließlich alte Apfel- und Birnensorten von der Streuobstwiese. Wir verwenden spezielle Hefen, die man eigentlich im Craft-Beer-Segment nutzt, die unseren Cidern aber eine unverkennbare Note geben. Den Saft, den wir später zum Süßen nutzen, stammt aus den gleichen Äpfeln und wird kalt steril zwischengelagert. Auch hinterher bei der Abfüllung in unsere Flaschen wird das Produkt nicht pasteurisiert. Damit haben wir einen Weg eingeschlagen, der technisch für die wenigsten Manufakturen möglich ist, der aber den besten Geschmack garantiert. Apfel-Aromen sind fein und hitzeempfindlich. Im Cider-Bereich sind wir glaube ich die Einzigen, die so aufwendig produzieren.
Was inspiriert euch?
Wir werden jeden Tag von der Idee inspiriert, die gefundene Tradition in zukunftsorientierte, nachhaltige Produkte zu überführen, um sie für unsere Nachkommen zu erhalten.
Gibt es ein paar herausragende Meilensteine?
Eine internationale Goldmedaille für unseren Cider zu gewinnen war ein Meilenstein, der uns unglaublich gepusht und bestätigt hat. Solch positive Ereignisse braucht man ab und an, um nicht den Spaß an der Arbeit zu verlieren. Es geht natürlich auch viel schief. Wir könnten einen ganzen Abend bei »Fuckup Nights« damit füllen. Von einem Rechtsstreit mit einer holländischen Brauerei bis zu einem Produktionsfehler, der uns fast Kopf und Kragen gekostet hat, ist alles dabei.
Was sind die nächsten größeren Schritte?
2021 wird unser Jahr! Es sind noch ein paar Schritte zu gehen, bis wir sagen können, PICA PICA ist DER deutsche Cider. Unser Ziel ist es, dass jeder den Namen PICA PICA kennt und mit Nachhaltigkeit, Naturschutz und gutem Geschmack in Verbindung bringt. Unsere Cider Palette, also die Basis steht nun mit unserem Satten Apfel, Apfel Birne, Apfel Quitte und Apfel Johannisbeere. Mit großer Motivation tüfteln wir an neuen Produkten rund um diese Basis. Der Apfel ist ein vielseitiges Obst und eine echte Alternative zur Traube und zum Hopfen. Jeden Tag lernen wir neue, coole Menschen kennen, die wie wir Produkte herstellen, die regional und lecker sind. Spoileralarm: Dieses Jahr werden auch ein paar Joint Ventures auf den Markt gebracht.
Bildnachweis: PICA PICA Cider
Über PICA PICA Cider:
»Unsere Mission: Die Streuobstwiesen unserer Heimat sind in schlechter Konstitution. Das Erbe unserer Vorfahren wird nicht mehr gepflegt, da die Bedeutung dieser Flächen verloren gegangen ist und die Pflege und Ernte der Hochstämme sehr zeitaufwendig ist. Die Äpfel werden schließlich nicht genutzt und verfaulen unter den Bäumen. Für uns unbegreiflich, denn genau hier wachsen die leckersten und wertvollsten Apfelsorten. Wir von PICA PICA stellen diese fantastischen Sorten an den Anfang unserer Wertschöpfungskette und machen so den Erhalt der alten Streuobstwiesen möglich.«
Gründer:
Jana Götz,
Michael Müller,
Philipp Stute
Gründung: 2018
Sitz: Saarland