Boho-Schmuck und Braut-Accessoires

Sechs Fragen an Jessica Schäfer von Refined Bohemia

Hallo Jessica, erzähl uns bitte mehr über dein Label.

Refined Bohemia bietet Schmuck und Accessoires im Boho-Stil. Hier gibt es Lieblingsstücke made in Germany. Eine Freundin gab mir den Namen »Schmucki«, der mittlerweile bekannter ist, als mein eigentlicher Name. Und er passt einfach! Denn ich liebe gut gemachten Schmuck, bei dem man merkt, dass sich die Trägerin damit auseinandergesetzt hat, wie sie auftreten möchte, oder was ihre Ideale sind.
Ich arbeite mit verschiedenen Naturmaterialien, wie Perlen oder Kristallen und liebe es, mich in meinen Schmuckdesigns auszuprobieren. Besonders für Brautschmuck, wie ausgefallenen Haarschmuck oder Armreifen schlägt mein Herz.
Mein Atelier ist in einer ehemaligen Gärtnerei. Mein Arbeitsplatz ist Showroom und Werkstatt zugleich. Hier ist es möglich, Einblicke in den Entstehungsprozess eines Schmuckstücks zu erhalten.

Wie bist du auf die Idee gekommen?

Mit Anfang / Mitte 20 wusste ich, dass ich etwas Kreatives machen möchte, dass mich traditionelle Arbeitsstrukturen einengen, aber auch, dass ich für viele Menschen zu laut oder zu bunt bin, wenn ich mal wieder ein kreatives Projekt umsetzen wollte. Oftmals waren das Foto- oder Videoideen, bei denen mir besonders das Kostümdesign und das Erschaffen von Sets am meisten Spaß gemacht haben. Daraus resultierte meine erste Anfrage für eine Hochzeitskrone via Instagram und ich war Feuer und Flamme für die Idee, mein eigenes Schmucklabel zu gründen. Letztendlich habe ich mir mit Refined Bohemia die Strukturen geschaffen, die ich mir für die moderne Arbeitswelt wünsche – ich habe meinen Platz gefunden.

Was ist das Besondere an deinem Label und worauf legst du am meisten wert?

Refined Bohemia hat sich mittlerweile zur Maßschneiderei für Schmuck entwickelt. Kundinnen können mit Ideen oder Anregungen zu mir kommen und ich setze diese Ideen in enger Absprache mit ihnen um. Neben meinem Sortiment, das ich auch über den Onlineshop verkaufe, kreiere ich allerlei Spezialanfertigungen – oftmals auch Brautideen, für die es im deutschsprachigen Raum keine Ansprechpartner*innen gibt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Kundinnen mir eine Skizze ihrer Vorstellungen zusenden. Meine Workshops zur Herstellung von eigenen Schmuckstücken sind ebenfalls etwas Besonderes.

Was inspiriert dich?

Mich inspiriert die Arbeit mit unterschiedlichen, oftmals auch ungewöhnlichen Materialien. Dadurch, dass ich mir vieles autodidaktisch beigebracht habe, ist es für mich ein Leichtes auszuprobieren und »outside the box« zu denken. Anregungen für Farben und Formen hole ich mir in der Natur.

Gibt es ein paar herausragende Meilensteine? Welche Hürden und Herausforderungen hast du gemeistert?

Ich habe Refined Bohemia 2016 auf dem Fußboden meines Kinderzimmers gegründet. Ziemlich schnell wurde es in meinem Zimmer zu eng für Firma und Leben, sodass ich in die Büroräumlichkeiten des Gründerbüros der Universität Siegen umzog. Dort war ich die einzige Gründerin, sodass eine der großen Hürden war, meine Idee in einem männerdominierten Umfeld zu vertreten. Im Juli 2018 bezog ich mein eigenes Atelier in einer alten Gärtnerei die ich gemeinsam mit meiner besten Freundin und Geschäftspartnerin, der Fotografin Kira Stein, zu einem Gemeinschaftsatelier und als Eventlocation ausgebaut habe. Dass hier andere Kosten auf mich zugekommen sind, hat mich enorm wachsen lassen. Aus dem Kleingewerbe wurde eine ziemlich ansehnliche Firma. Seit 2019 ist auch »Henri« fester Bestandteil meiner Arbeitswelt. Henri ist meine blaue Kastenente aus den 1970ern. Er beherbergt meinen mobilen Showroom. Mit ihm gebe ich Workshops für Junggesellinnenabschiede oder Geburtstage im eigenen Garten der Kundinnen.

Gibt es kommende Projekte oder Pläne, von denen du berichten möchtest?

Ich möchte mein Sortiment in weiteren Brautmodenläden und Boutiquen in Deutschland, Österreich und der Schweiz verkaufen. Zudem liebe ich es, andere für Schmuck zu begeistern. Deshalb liegt mein Fokus auf Weitergabe des Wissens durch Workshops, in denen eigene Schmuckstücke kreiert werden können. Wer kann schon auf der eigenen Hochzeit auf die Frage »Woher ist denn dein Schmuck?« antworten: »Den habe ich selbst gemacht!« Ich hoffe auch, dass ich jungen Mädchen ein Vorbild sein kann, um ihnen zu zeigen, dass der größte Meilenstein das »einfach anfangen« ist. Ist diese Hürde erstmal genommen, dann kann es doch eigentlich nur gut werden, oder?

Bildnachweis: Refined Bohemia, Kira Stein Fotografie, Sonja Netzlaf Fotografie