Achtsames Handwerk

Sechs Fragen an Mario Scheerer von  Scheerer Manufaktur

Hallo Mario, wie würdest du deine Manufaktur umschreiben?

Ich fertige auf traditionelle Art und Weise Artikel aus Leder, am liebsten Taschen, aber auch massive Gürtel und andere Gegenstände. Traditionell heißt für mich, vorwiegend mit meinen Händen.
Dabei setze ich ausschließlich auf Leder aus pflanzlicher Gerbung aus Deutschland und Europa, sowie auf massive Beschläge wie Edelstahl oder Messing. Mir geht es dabei nicht um die aufwendigsten Techniken, sondern um schlichtes und zeitloses Design. Den wenn das Produkt ewig hält, macht es keinen Sinn, dass es nach einer Saison aus der Mode gekommen ist.
Außerdem arbeite ich als freier Barista und biete private Kaffeeseminare an. Leder und Kaffee, das sind zwei Welten, die ich versuche zu verbinden. Beide eint, dass es sinnliche Werkstoffe sind, die gut riechen, sich gut anfühlen, und dir einfach ein gutes Gefühl geben.

Wie bist du auf die Idee gekommen? 

Ich war schon immer ein Patina-Freak, trage seit Jahren ausschließlich Raw-Denim und bewundere auch heute noch täglich die kleinen Details meiner eingetragen Jeans.
Und zur Raw Jeans passen Ledergürtel. Und so einen wollte ich selbst herstellen. Also machte ich einen dreitägigen Sattlerkurs und war angefixt, und lernte autodidaktisch weiter. Dann nahm es den klassischen Verlauf, Freunde und Verwandte wollten auch was von mir gefertigt haben. Und schließlich mündete es in die Gründung der Manufaktur. Diese legte ich von Anfang an so aus, dass sie das Potential bietet sich in verschiedene Richtungen zu entwickeln, ich Dinge verbinden kann, was auch gerade passiert.

Was ist das Besondere an deinem Label und worauf legst du am meisten wert?

Ich versuche mit meinem Label meine persönliche Vielfalt zu leben. Das Leben ist zu kurz für Kompromisse, und da ich viele Interessen und Stärken habe, will ich die auch vereinen. Das Lederhandwerk ist eines davon, damit fing alles an. Aber ich bin auch Barista und habe langjährige Erfahrung in der Zubereitung von Spezialitätenkaffee, also wieso die beiden Themen nicht verbinden?
Mein Motto lautet: Achtsames Handwerk. Alles was ich mache, mache ich behutsam. Und ich fände es schön, wenn man das meiner Arbeit auch ansieht und meine Kunden das wahrnehmen können.

Was inspiriert dich?

Menschen und Design. Und ich liebe Concept Stores, die verschiedene Dinge kombinieren.

Gibt es ein paar herausragende Meilensteine? Welche Hürden und Herausforderungen hast du gemeistert?

Da ich alles komplett selbst mache, angefangen von den Produktfotos über die Homepage, bis zu den Designs und der Herstellung, gab und gibt es genug Herausforderungen. Gutes, hochqualitatives Leder zu finden, dass auch regelmäßig lieferbar ist, war sicher die größte Hürde.
Ein Meilenstein für mich war auch meine Homepage mit eigenem Onlineshop. Die ist schlicht gehalten, aber ich habe total unterschätzt wieviel Arbeit in sowas drinstecken kann.

Gibt es kommende Projekte oder Pläne, von denen du berichten möchtest?

Gerade baue ich den Barista-Teil in mein Angebot ein, bald kann man mich also auch für private Home-Barista-Kurse oder als freien Barista für Events buchen.
Außerdem schweben mir schon länger Achtsamkeitsseminare in Kombination mit Leder und Kaffee vor. Beides sind total sinnliche Werkstoffe, die sehr viel Potential bieten.
Im Lederbereich wird es weitere Taschendesigns geben, da ich gemerkt habe, dass mir Taschen einfach am meisten Freude bereiten. Außerdem arbeite ich an einem Rucksack und auch Männertaschen sollen kommen.

Bildnachweis: Scheerer Manufaktur, Mario Scheerer